8. Mai 2016

Raum Platonische Körper: Ein Thema zum Anfassen.

Ein Beitrag von Tim Gammerdinger

Ziel in diesem Raum war es, den Teilnehmer*innen geometrische Grundbegriffe, Formen, Strukturen und Zusammenhänge beizubringen. Wir (sechs Studierende) dachten uns, dass dies ein relativ anschauliches und sehr vielseitiges Thema ist, für das man jede*n Teilnehmer*in - egal welchen Leistungsniveaus - begeistern kann.

Damit gleich zu Beginn in unserem Raum genau diese Aufmerksamkeit geweckt werden sollte, bestand zunächst einmal die Aufgabe darin, aus einem DIN A4 Blatt einen Tetraeder zu basteln - ohne Schere und ohne Kleber, aber mit Anleitung auf Papier und von uns. Dies brachte natürlich auch für uns einen entscheidenden Vorteil: Wir konnten direkt einschätzen, was die Teilnehmer schon können und wo wir anknüpfen müssen. Bereits während dem Basteln sprachen wir über das gleichseitige Dreieck, das sich dabei ergab. Wir merkten sofort nach ein paar Minuten, wie unterschiedlich sowohl das mitgebrachte fachliche Wissen (z.B. die Winkel haben alle 60° im gleichseitigen Dreieck) als auch die sprachlichen Kenntnisse waren.

Um möglichst alle Teilnehmer*inne entsprechend fördern zu können, haben wir uns überlegt, unseren Raum noch einmal in drei Unterkategorien einzuteilen, die dann jeweils zwei von uns an einem Gruppentisch betreuten. So teilten wir unsere „Schüler“, nachdem wir über den fertig gebastelten Tetraeder gesprochen hatten, zu einem der folgenden drei Tische ein:

1. Grundkenntnisse Geometrie und geometrische Formen

An diesem Tisch ging es um ganz elementare geometrische Grundkenntnisse wie: Was ist ein Winkel? Was ist ein Dreieck und worin können sie sich unterscheiden? Welche unterschiedlichen Vierecke gibt es? In welchen alltäglichen Gegenständen lassen sich geometrische Formen entdecken? usw.

2. Geometrische Konstruktionen

Wer hierhin eingeteilt wurde, durfte sich beispielsweise überlegen „Wie kann ich mit Hilfe von Zirkel und Lineal (ohne Winkelmessung und cm-Angaben) eine vorgegebene Strecke halbieren oder verdoppeln?“. Die Aufgaben waren an dieser Station auf einzelne Karteikarten geschrieben und steigerten sich im Niveau bis hin zu der Aufgabe: „Finde den Mittelpunkt von einem Kreis!“ oder „Konstruiere ein regelmäßiges 6-Eck!“.




3. Räumliche Vorstellung und platonische Körper

An dieser Station sollte mit Hilfe von Würfelnetzen die räumliche Vorstellung geschult werden. Dazu gab es ein Arbeitsblatt, auf dem Würfelnetze gegeben waren, die dann auf eine Projektion eines Würfels übertragen werden sollten und umgekehrt.

Um aber dem eigentlichen Namen unseres Raums Platonische Körper treu zu bleiben, gab es auch die Möglichkeit, sich mit diesen Körpern zu beschäftigen. Dabei konnte man zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Ecken, Kanten und Flächen entdecken und in eine Formel schreiben (Eulerscher Polyedersatz).




Während der Arbeitsphase an den einzelnen Stationen erklärten wir den Teilnehmer*innen die Aufgaben und versuchten, ihnen Tipps zu geben, wie sie die Aufgaben am besten meistern könnten. Dies war nicht immer einfach, da teilweise eine große sprachliche Barriere zwischen uns und den Teilnehmer*innen zu überwinden war. Merkten wir, dass die Teilnehmer*innen unter- oder überfordert waren, oder die Aufgaben an unserem Tisch bereits gelöst hatten, schickten wir sie zu einer anderen Station.

An den ersten beiden Terminen hat jeder von uns mit circa drei Teilnehmer*innen gearbeitet. Am dritten und letzten Termin (für diesen Raum) kamen weniger Flüchtlinge als erwartet und wir arbeiteten fast alleine mit jeweils einer Person.

Fazit: Vor dem ersten Termin konnten wir uns nur sehr schwer vorstellen was auf uns zukommt und wie unser Angebot angenommen wird. Dadurch dass wir thematisch aber breit gefächert waren, konnten wir gut auf das unterschiedliche Vorwissen der Teilnehmer*innen eingehen und mit Hilfe unseres Eingangstischs beim Tetraederbasteln auch sofort eine persönliche Beziehung aufbauen. Diese ermöglichte ein erleichtertes Arbeitsklima. Zwischen uns und den Teilnehmer*innen war keine typische Lehrer-Schüler-Beziehung, sondern vielmehr waren wir Studenten Lernpartner auf gleicher Ebene.

Im Großen und Ganzen war unser Raum ein voller Erfolg. Natürlich konnten wir nicht alle Teilnehmer glücklich machen, aber ich denke, dass jede*r etwas lernen und mitnehmen konnte. Auch innerhalb unseres Teams aus sechs Studenten kamen wir sehr gut miteinander klar und bereiten momentan bereits den nächsten Raum voller Engagement vor. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und wohin uns unsere Reise führt. Fest steht wir haben alle unseren Spaß daran, denn es ist einfach wunderbar, wenn man zusammen mit den Flüchtlingen etwas erarbeiten kann.

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