24. Mai 2016

Raum Wahrscheinlichkeiten: Wenn Mathematik auch mal zur Nebensache wird

Ein Beitrag von Paulina Bollinger

In den ersten drei Wochen hat sich unser Raum mit Wahrscheinlichkeiten und allem, was dazu gehört, beschäftigt. Unsere Themen waren also Bruchrechnen, Baumdiagramme und einfachere sowie schwierigere Übungen zu Wahrscheinlichkeiten, die sogar ganz allgemein formuliert werden sollten.

In der ersten Woche waren wir alle noch sehr nervös, genauso wie unsere Teilnehmer*innen. Wir waren besorgt, was sie wohl von unserem Projekt und unseren Plänen halten würden. Obwohl wir uns schon vorher mit der/dem einen oder anderen unterhalten hatten, war das erste Zusammentreffen im Raum dennoch etwas holprig. Diese Spannung hat sich aber innerhalb weniger Minuten in Luft aufgelöst und alle waren sehr locker und entspannt. Am ersten Tisch unseres Raums durften die Teilnehmer*innen ein berühmtes Wahrscheinlichkeitsproblem nachstellen, das unter dem Namen des „Ziegenproblems“ bekannt ist. Hierfür wurden drei Becher verkehrt herum auf den Tisch gestellt. Nur unter einem war ein kleiner Preis, in unserem Fall ein Schokobon, versteckt. Die Teilnehmer*innen sollten auf einen Becher zeigen und ein anderer, leerer Becher, wurde aufgedeckt. Jetzt stellten wir ihnen die Frage, ob sie bei der Wahl ihres Bechers bleiben oder lieber wechseln wollten. Die wenigsten haben versucht, für das Problem eine mathematische Lösung zu finden, fast alle entschieden aus dem Bauch heraus.

Am nächsten Tisch haben wir das Problem aufgelöst, bzw. wir haben es versucht. Hierbei wurde sehr schnell klar, wer sich schon einmal intensiver mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigt hatte und wem das alles komplett neu war. Daraufhin fiel es uns leichter, das Vorwissen der Teilnehmer*innen richtig einzuschätzen und mit ihnen andere Aufgaben anzugehen.


Wir hatten drei weitere Stationen in unserem Raum aufgebaut. An der ersten wurden grundlegendere Sachen wie das Bruchrechnen oder auch Grundrechenarten geübt. An der zweiten wurden erste Berechnungen zu Wahrscheinlichkeiten vorgenommen mithilfe von Münzen, Würfeln und Spielkarten. Am letzten Tisch haben wir schwierige Übungen vorbereitet, bei denen vom Ziegenproblem auf noch komplexere und allgemeinere Aufgaben geschlossen werden sollte.

Für unseren Raum hatten wir zwar im Voraus alles genau geplant, uns wurde allerdings schnell klar, dass wir unseren Plan das eine oder andere Mal über den Haufen werfen müssen. Sehr hilfreich waren unsere vorbereiteten Arbeitsblätter, da wir Studierenden nicht nur am vorgesehenen Tisch gearbeitet haben, sondern sehr flexibel vom einen zum anderen Tisch gewandert sind oder uns für bestimmte Teilnehmer*innen andere Übungsblätter besorgt haben. Es war sehr schwierig, Teilnehmer*innen zu einem anderen Tisch zu schicken, um mit einfacheren Übungen zu beginnen, weshalb wir jeweils auf andere Aufgabenblätter zurückgegriffen haben, um mit ihnen am gleichen Tisch weiterzuarbeiten.


Insgesamt war die Stimmung schon nach wenigen Minuten sehr ausgelassen, es herrschte kein Lehrer-Schüler-Verhältnis, sondern es war eher ein Miteinander-Lernen. Das eine oder anderen Mal sind wir vom Thema abgewichen, es wurde nicht ausschließlich über Mathematik geredet. Dabei kam es durchaus vor, dass uns ein*e Teilnehmer*in daran erinnert hat, mit unseren Aufgaben weiter zu machen. Dies zeigte uns wieder einmal deutlich, wie motiviert sie waren. Einige haben sogar nach Hausaufgaben gefragt, damit sie zu Hause weiter üben können und ein paar Teilnehmern gefiel es in unserem Raum so gut, dass sie in der nächsten Woche den Raum überhaupt nicht wechseln wollten, wie es eigentlich vorgesehen war. Aber da die Anzahl der Teilnehmer*innen in der zweiten Woche etwa gleichblieb, hatten wir auch die Kapazitäten, um mit diesen Leuten weiterhin in unserem Raum arbeiten zu können.

Unsere Vorgehensweise hat sich während der drei Wochen kaum verändert, am meisten wurde das Bruchrechnen geübt, sehr schwierige Aufgaben kamen nur ein bis zwei Mal in Einsatz. In der dritten, also der letzten Woche dieses Raumes, waren weniger Teilnehmer*innen anwesend als in den ersten beiden. Nun arbeitete jeder Studierende mit einem oder höchstens zwei Teilnehmer*innen. Dies war anfangs etwas problematisch, da wir den Eindruck hatten, die Teilnehmer*innen fühlten sich unter Druck gesetzt und konnten sich weniger konzentrieren, wenn sie dauerhaft beobachtet wurden. Deshalb haben wir sie öfter alleine arbeiten lassen und haben uns währenddessen im Raum umgesehen.

Insgesamt waren wir alle in unserem Raum begeistert von diesen ersten drei Wochen. Wir konnten uns sehr gut auf die jeweiligen Teilnehmer*innen einstellen und sie auch auf uns. Alle waren motiviert, hatten Spaß und die meisten kamen wieder. Auch innerhalb unserer Gruppe lief alles reibungslos, wir haben super zusammengearbeitet und uns gegenseitig unterstützt. So kann es in den nächsten Wochen weitergehen, wir freuen uns darauf!

Noch ein Tipp: Bei unserem Eingangsproblem ist die Wahrscheinlichkeit, den Preis zu gewinnen, höher, wenn man vom gewählten Becher auf den noch übrigen Becher wechselt...

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